Peter LimbacherPhaeton1, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons

Wussten Sie, dass…

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…ein Mannheimer an der Schaffung des ersten frei gewählten Parlaments beteiligt war?

Friedrich D. Bassermann, geboren am 24. Februar 1811 in Mannheim, war Unternehmer und gleichzeitig als Politiker einer der populärsten Landtagsabgeordneten in der Zweiten Kammer der Ständeversammlung des Großherzogtums Baden. In dieser Funktion war er 1848 maßgeblich an der Schaffung des ersten frei gewählten Parlaments für einen deutschen Nationalstaat – der Frankfurter Nationalversammlung – beteiligt. Dort war er leidenschaftlicher Befürworter einer Erbmonarchie unter Preußens Führung und Gegner der äußersten Linken. Als Vorsitzender des Verfassungsausschusses und Unterstaatssekretär im Innenministerium der Provisorischen Zentralgewalt trug er wesentlich zur Formulierung der Reichsverfassung der Nationalversammlung bei.

Bassermann genoss eine privilegierte humanistische und sowohl kaufmännische als auch naturwissenschaftliche Ausbildung, die ihn zunächst in den familiären Eisen- und Drogeriegeschäften arbeiten ließ. Als Verleger gründete er zusammen mit dem Mannheimer Politiker und späteren badischen Staatsminister Karl Mathy 1843 die Bassermannsche Verlagsbuchhandlung (in der Folge und bis heute Bassermann-Verlag München, dessen berühmtester Autor ab 1872 Wilhelm Busch war). Zusammen fungierten die beiden Freunde auch als Herausgeber der liberal-intellektuellen Deutschen Zeitung, einer der einflussreichsten Zeitungen im Vorfeld der Märzrevolution von 1848, die sich als Leitorgan des aufgeklärten bürgerlichen Liberalismus verstand.

Als gemäßigter liberaler Verfechter eines gesamtdeutschen Parlaments wurde Bassermann für seine politischen Positionen von seinen Gegnern der radikaldemokratischen Linken lange angefeindet. Die innere Umgestaltung der Staaten des Deutschen Bundes im Sinne des liberalen Verfassungsstaates stand ebenso auf seinem Programm wie die Weiterentwicklung dieses Fürstenbundes zu einem bürgerlichen Nationalstaat. Vergeblich versuchte er die Radikalisierung der Revolution aufzuhalten. Umso intensiver setzte er sich in der Folge für die Wahl des preußischen Königs zum deutschen Kaiser ein. Als Friedrich Wilhelm IV. sich nach einigem Zögern darauf nicht einlassen wollte, standen Bassermann und seine Gesinnungsgenossen vor dem politischen Aus. Die Nationalversammlung war gescheitert. Verbittert zog er sich bereits 1850 aus der Politik zurück. Seelisch gebrochen und körperlich behindert durch ein Augenleiden nahm sich Friedrich Daniel Bassermann im Alter von 44 Jahren das Leben: Er erschoss sich am 29. Juli 1855 einen Tag nach der Goldenen Hochzeit seiner Eltern.

Bassermann stammte aus einer der bekanntesten und wohlhabendsten badisch-pfälzischen Kaufmannfamilien. Sein Urgroßvater Johann Christoph Bassermann heiratete 1736 die begüterte Witwe Katharina Parvinci und erwarb von seiner Schwiegermutter das Gasthaus „Zu den drei Königen“ in Heidelberg, das den Grundstein für den Aufstieg der Bassermanns legte. Sein Vater Friedrich Ludwig Bassermann war nach der Heirat mit Wilhelmine Reinhardt (Tochter des Mannheimer Oberbürgermeisters und Tuchhändlers Johann Wilhelm Reinhardt) als Kaufmann und Bankier einer der bedeutendsten Mannheimer Unternehmer und ins­besondere im Handel mit Wein, Tabak, Getreide und Stoffen tätig. Das Haus der Familie stand am Mannheimer Marktplatz – das Wohnhaus Friedrichs stand im heutigen Quadrat N7, 5-6.  

Der nach seinem Großvater benannte Friedrich Daniel war von sechs das Erwachsenenalter erreichenden Kindern das zweitälteste und der älteste Sohn. Friedrich Daniel Bassermann war verheiratet mit der Pfarrerstochter Emilie Karbach (1811–1872) und hatte fünf Kinder, darunter Emil Bassermann, der durch die Heirat mit der Bürgermeister-Tochter Auguste Jordan (1864) die berühmte Winzer-Dynastie Bassermann-Jordan in Deidesheim begründete.

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